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Ein Nachteil der Micro-Nikkore mit 55 bzw. 60 mm Brennweite besteht in dem für manche Situationen zu kurzen Arbeitsabstand zum Motiv: nur acht Zentimeter liegen beim Maßstab 1:1 zwischen Frontfassung und Hauptschärfenebene. Dadurch steht sich der Fotograf manchmal regelrecht selbst im Licht, und auch scheue Insekten quittieren bekanntlich eine solche Annäherung mit dem Abflug. Abhilfe schafft hier nur ein Objektiv längerer Brennweite.
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Nikons erste Ausführung war der Objektivkopf 135/4,0 [ TD ] ohne eigenen Schneckengang. Er stammt aus den Zeiten der Meßsucherkameras und wurde über den Ring BR-1 zum Objektiv mit F-Bajonett. Mit den Balgengeräten PB-2/3 ließ sich damit der Bereich von Unendlich bis 1:1 abdecken.
1969 wurde dieser Objektivkopf durch das Bellows-Nikkor 105/4,0 [ TD ] abgelöst, das ebenfalls zur Fokussierung ein Balgengerät benötigt, aber von vornherein mit dem F-Bajonett ausgestattet ist. Dieses Objektiv besitzt keine Springblendenfunktion (die ja auch bei den neueren Nikon Balgengeräten nur mit Doppeldrahtauslöser besteht), dafür aber eine Blendeneinstellung in 1/3 Stufen.
1975 übernahm man die fünflinsige Konstruktion in das Micro-Nikkor 105/4,0 [ TD ], das jetzt über einen Schneckengang bis 47 cm verfügt, entsprechend Abbildungsmaßstab 1:2. Für den Anschluß bis 1:1 dient der Zwischenring PN-1, der in der Ai-Version zum PN-11 wird.
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Die teleskopartig herausziehbare Streulichtblende ist eingebaut. Trotz des relativ kleinen Linsensystems hat dieses Micro-Nikkor einen Durchmesser von 75 mm, bedingt durch den langen Schneckengang. Probleme konnten mit ihm bei Reproarbeiten entstehen: die dabei obligatorische Beleuchtungseinrichtung ließ das Fett des Schneckengangs weicher werden, was manchmal ein unmerkliches Herausbewegen aus der Schärfe zur Folge hatte.
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1981 spendierte man ihm eine neue mechanische Konstruktion [ TD ] mit einer kleinen Feststellschraube im Fokussierring. Damit wird ein Filzblock gegen den Tubus gepreßt, und die eingestellte Entfernung bleibt stabil. Optisch ist dieses Objektiv wie die 55er ohne Fehl und Tadel.
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1983 erschien das um eine volle Blende lichtstärkere 105/2,8 [ TD ] mit CRC-Technik. Zehn Linsen benötigte man dazu, ohne daß die Leistung spürbar sank. Lediglich der Kontrast kann mit dem lichtschwächeren Vorgänger nicht mehr ganz mithalten, was sich allerdings in der Praxis nur dann bemerkbar macht, wenn ohne die mitgelieferte Streulichtblende gearbeitet wird. Bei Verwendung des Ringes PN-11 kommt man sogar über 1:1 auf 1:0,88.
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1990 erschien - von AF-Anhängern langersehnt - das langbrennweitige Micro-Nikkor 105/2,8 AF [ TD ]. Die neunlinsige Neukonstruktion ist nunmehr fokussierbar bis 0,31 m, was einem Abbildungsmaßstab von 1:1 entspricht. Wie beim 60/2,8 AF ist der Fokussierbereich bei Bedarf begrenzbar. Mit D-Chip ist es seit 1993 erhältlich.
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