|
Die normalen Nikkore gestatten bei kürzester Entfernungseinstellung einen Abbildungsmaßstab von etwa 1:10 bis 1:7. Durch Verwendung von Zwischenringen oder Nahlinsen gelangt man weiter in den Nahbereich, jedoch läßt dann die Abbildungsqualität mehr oder weniger stark sichtbar nach. Fast jedes Objektiv ist für den Fernbereich (gegen Unendlich) korrigiert und bringt hier seine optimale Leistung. Eine spezielle Korrektur auf den Nahbereich dagegen sorgt bei den Micro-Nikkoren für eine hervorragende Abbildungsleistung bei kurzen Aufnahmedistanzen. Die richtigere Bezeichnung wäre eigentlich Makro-Nikkor, da unter Makro üblicherweise der Bereich von 1:10 bis 1:1 verstanden wird.
|
Nikons erster Vertreter dieses Typs erschien 1956 für die Meßsucherkameras: ein Fünflinser mit 55 mm Brennweite, Lichtstärke 1:3,5 und fokussierbar bis 45 cm. 1961 wurde seine Linsenrechnung für ein 55/3,5 [ TD ] übernommen, das jetzt über einen ausgedehnten Schneckengang bis 24 cm fokussiert werden konnte. Die erreichbaren Abbildungsmaßstäbe zwischen 1:10 und 1:2 sind an einer zweiten Skala über der für die Entfernungswerte ablesbar. Der sich daran anschließende Bereich bis zum Maßstab 1:1 wird mit dem damals im Lieferumfang enthaltenen Zwischenring M 2 abgedeckt.
|
Optisch war dieses Objektiv auf den Abbildungsmaßstab 1:10 optimiert, brachte jedoch über den gesamten Entfernungsbereich so gute Daten, daß es von vielen Fotografen als normales Standardobjektiv eingesetzt wurde, wenn hohe Lichtstärke nicht im Vordergrund stand. |
Schärfeleistung und Kontrast sind beim Micro-Nikkor so hervorragend, daß es weit über dem Wiedergabevermögen der meisten Aufnahmematerialien liegt. Auch Vignettierung und Verzeichnung sind nur noch meßtechnisch zu erfassen. Ab 1975 wird das 55er Micro-Nikkor mechanisch modifiziert und mit dem Automatik-Zwischenring PK-3 (PK-13 in der Ai-Version) ausgeliefert.
|
Nachfolger wurde 1979 das in seiner Lichtstärke leicht gesteigerte 55/2,8 [ TD ]. Durch Einsatz der CRC-Technik erreichte man die halbe Blende mehr nicht nur ohne Leistungsverlust, sondern konnte im Unendlich-Bereich die Wiedergabequalität sogar noch steigern. Bei diesem Sechslinser arbeitet die CRC-Technik mit der mittleren Linsengruppe. Auf eine Streulichtblende kann beim 55 mm Micro-Nikkor verzichtet werden, der tiefe Fronttubus übernimmt deren Funktion.
|
1987 erschien die Autofokus-Version [ TD ], die sich jetzt bei 23 cm fokussieren läßt und dadurch stufenlos ohne Zwischenring den Bereich zwischen Unendlich und 1:1 abdeckt. Durch diese Maßnahme muß allerdings ein Volumenzuwachs von etwa einem Zentimeter im Durchmesser und in der Länge in Kauf genommen werden, das Filtergewinde ist auf 62 mm Ø gestiegen. Unter dem für die ersten AF-Objektive typischen schmalen Fokussierring befindet sich ein Einstellring mit den Positionen A und einem Punkt. Zum manuellen Fokussieren sollte man die Punkt-Markierung wählen. Dabei wird der Entfernungseinstellring schwergängiger, und beim Arbeiten z.B. vom Reproständer aus läuft das Objektiv nicht aus der Schärfe.
1989, nach nur zwei Jahren, wurde das AF-Micro-Nikkor erneut verbessert, vorgestellt wurde das 60/2,8 AF Micro [ TD ]. Die Gründe für diese kurze Produktionszeit dürften wohl hauptsächlich der indiskutabel schmale Einstellring für manuelles Fokussieren und der mechanische Aufbau des 55er AF gewesen sein. Schon leichtes Schütteln verursachte ein Geräusch, als ob sämtliche Linsen lose hin- und herklapperten, obwohl es sich nur um das Spiel der Rollenläufer handelt, die bei den AF-Objektiven anstelle der Schneckengänge verwendet werden. Doch läßt sich ein solches Klappergeräusch natürlich nur schwer mit dem Gefühl von Präzision vereinbaren, das man von einem solch spezialisierten Objektiv erst recht erwartet.
|
Jedenfalls ist das 60er Makro neben dem AF-Betrieb auch hervorragend manuell zu verwenden. Der M/A Einstellring erlaubt jederzeitigen Wechsel zwischen automatischem und manuellem Scharfstellen. Zum schnelleren Arbeiten kann die Entfernungseinstellung auf die Bereiche Unendlich bis 0,3 m, 30 bis 22 cm und Full = Unendlich bis 22 cm vorgewählt werden. Leistungsmäßig liegt dieses Objektiv auf dem gleichen Niveau wie seine Vorgänger mit 55 mm Brennweite. 1993 mit D-Chip ausgestattet, ist es heute noch im Programm.
|
|