Allgemein werden alle Objektive, die die 50 mm des Standardobjektivs überschreiten, als Teleobjektive bezeichnet. Diese Definition ist strenggenommen nicht ganz richtig: ein langbrennweitiges Objektiv ist nur dann ein Teleobjektiv, wenn seine Schnittweite (der Abstand zwischen Filmebene und Hinterlinsen-Scheitel) kürzer als seine Brennweite ist.
Alle anderen Objektive bezeichnet man genau genommen als langbrennweitige Objektive. Doch von diesen gibt es keine mehr im Nikon Programm: ähnlich, wie man bei Weitwinkelobjektiven durch künstliches Verlängern der Schnittweite die Retrofokus-Konstruktionen geschaffen hat, verkürzt man durch Hinzufügen zusätzlicher Linsen die Schnittweite - aus dem langbrennweitigen Objektiv ist ein Teleobjektiv entstanden.
Die Telefotografie beginnt bei Nikon mit der Brennweite 85 mm, die Premiere bildete das 85/2,0 für die Meßsucherkameras, das gleichzeitig den Ruhm Nikons begründete. Mit diesem Objektiv gelang Nikon der Sprung ins Profilager, als während des Koreakrieges der bekannte amerikanische Bildjournalist David Douglas Duncan die erste Bekanntschaft mit diesem Nikon Klassiker machte und seinen Kollegen begeistert von der überragenden Schärfeleistung des Nikkors 85/2,0 berichtete.
Das erste 85er für die Nikon F war das 85/1,8[ TD ], das 1964 vorgestellt wurde. Ein Sechslinser mit einer ausgewogenen Abstimmung zwischen Schärfeleistung und Kontrast und zusammen mit dem 35/2,0 die Grundausrüstung vieler Bildjournalisten.
1977 erschien als Nachfolger 85/2,0[ TD ] ein neugerechneter Fünflinser - ein exzellentes Objektiv, das durch seinen bewußt geringer gehaltenen Kontrast den Anforderungen in der Porträtfotografie entgegenkam: Hautunreinheiten und Falten sollen halt nicht so stark hervortreten. Dafür eignet sich dieses Objektiv wiederum weniger für die Reportagefotografie, wo oft mit offener Blende und noch dazu hochempfindlichen, von Haus aus konstrastarm arbeitenden Filmen gearbeitet werden muß. Die knackige Schärfe fehlt in solchen Aufnahmen, dagegen spielt das Objektiv in Verbindung mit einem kontrastreich arbeitenden Kodachrome 25 seine hohe Auflösung voll aus.
1981 kam allerdings in dieser Klasse ein echtes Reportageobjektiv auf den Markt, das Nikkor 85/1,4[ TD ].
Durch die CRC-Technik konnte auf eine kostspielige asphärische Frontlinse verzichtet werden, und trotzdem liefert dieser Lichtriese auch bei offener Blende schon brillante, kontrastreiche Negative und Dias. In Bezug auf Verzeichnung und Vignettierung müssen dagegen leichte Einbußen hingenommen werden, und auch für den Nahbereich ist ein so lichtstarkes Objektiv nur bedingt einsetzbar.
Anders sein lange erwartetes AF-Pendant: das 85/1,4 AF D IF[ TD ] ist komplett neu gerechnet. Es besitzt neun Linsen, die Scharfstellung verändert die Außenlänge des Objektivs dank Innenfokussierung nicht mehr. Die Blendenöffnung ist durch eine erhöhte Anzahl von Blendenlamellen nahezu kreisrund (nicht gezackt, wie bei anderen Blenden), was eine ansprechendere Abbildung im Unschärfebereich verspricht. Besonders Portraitfotografen lieben dieses Detail. Sein Filterdurchmesser beträgt 77 mm, sein Gewicht 550 Gramm. Ein AF-MF-Ring gestattet schnellen Wechsel von automatischer auf manuelle Scharfstellung ohne Umstellung der Betriebsart an der Kamera. Ein optisch wie mechanisch rundherum hervorragendes Objektiv.
Ebenfalls für Autofokus-Kameras kam bereits 1988 das Nikkor 85/1,8 AF[ TD ], ein Sechslinser mit 62 mm Filtergewinde. Es ist von seinen Abbildungseigenschaften etwa mit dem ersten 85er vergleichbar, weder zu hart für Porträts noch zu weich für die Reportagefotografie. Also ein wirklich gelungener Kompromiß. 1994 erhielt es den D-Chip für die Drei-D-Matrixmessung, ohne optisch weiter überarbeitet zu werden.
Zu dieser Kategorie gehört auch das Nikkor 80/2,8 AF[ TD ] für die F3 AF, dem man ebenfalls eine ausgezeichnete Abbildungsleistung bescheinigen kann. Was bei der geringen Lichtstärke allerdings auch kein allzugroßes Kunststück ist. Interessant ist dieses Objektiv auch für F501 Besitzer, denn mit diesem Gehäuse funktioniert die automatische Scharfeinstellung ebenfalls. Bei den anderen AF-Kameras ist es nur manuell verwendbar.