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Aus technischer Sicht hat eine rein mechanisch arbeitende Kamera deutliche Nachteile gegenüber einer elektronischen. Wenn man genau hinsieht, wird nur ein Teilbereich der Kameramechanik der Nikon F3 [ TD ] durch elektronische Steuerung ersetzt.
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Filmtransport und Spiegelkasten der Nikon F3 beispielsweise werden mechanisch gesteuert, lediglich die Verschlußzeitensteuerung wird elektronisch geregelt. Und gerade diese Baugruppen mit ihrer großen Anzahl an Zahnrädern, Steuerhebeln und Fangklinken waren und sind recht empfindlich gegen Staub und Schmutz. Sie verändern bei Temperaturschwankungen ihre Reaktions- und Ablaufzeiten und bestimmen obendrein durch ihren Platzbedarf Lage und Aussehen der Bedienungselemente.
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So war es mehr als konsequent, den Nachfolger der F2 zu elektronisieren. Erfahrung hatte Nikon zu diesem Zeitpunkt bereits mit der Nikkormat EL, der Nikon EL2 und der FE gesammelt, so daß es auf der Hand lag, die Erkenntnisse und Möglichkeiten dieser Modelle in das damals neue Topmodell zu integrieren. Viele Anwender erwarteten einen Multiautomaten, 1980 vorgestellt wurde jedoch ein Zeitautomat, der mit der F2 nicht viel mehr als das Bajonett gemeinsam hatte.
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Zum Leben erweckt wird die Nikon F3 durch einen Schiebeschalter am Schnellschalthebel, ein anschließender Druck setzt für 16 Sekunden den Belichtungsmesser in Betrieb. Dies jedoch erst ab Bildzählwerk-Stand ''1'', alle Leerschaltungen erfolgen aus Gründen der Schnelligkeit mit der Synchronzeit von 1/80 Sek. Der Auslöser, jetzt erstmals im Zentrum der Schnellschalthebel-Achse angeordnet, ist als elektrischer Zweistufen-Schalter ausgelegt. In der ersten Stufe wird nach leichtem Antippen der Belichtungsmesser aktiviert, in der zweiten wird ein Magnet im Spiegelkasten kurzzeitig außer Funktion gesetzt - die Kamera löst den Verschluß aus. Ergebnis: eine superweiche Auslösung, die die Verwacklungsgefahr deutlich reduziert. Im Auslöser ein Gewinde für den üblichen ISO-Drahtauslöser-Anschluß - die gute alte Leica Glocke hatte 1980 endgültig ausgedient.
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Der Schnellschalthebel besteht aus Kunststoff und weist zudem reichlich Spiel auf: für manchen Anwender ein Kritikpunkt, der sich in der Praxis jedoch als völlig belanglos erweist. Denn speziell dem Filmtransport hat man sich bei der Nikon F3 ausgiebig gewidmet und eine mit mehreren Kugellagern arbeitende Mechanik konstruiert, die das zum Spannen benötigte Drehmoment drastisch reduziert. Man spürt beim Betätigen des Transporthebels effektiv keinen Unterschied, ob die Kamera leer ist oder mit eingelegtem Film gespannt wird.
Das macht es natürlich auch dem speziell für die Nikon F3 konzipierten Motorantrieb MD-4 leichter, die Kamera bis auf 6 B/Sek. zu beschleunigen. Neben dem Schnellschalthebel angeordnet ist ein kleiner Hebel für Mehrfachbelichtungen. Er rastet ein und kehrt nach erfolgter Auslösung beim zweiten Spannen des Verschlusses automatisch wieder in die Ausgangslage zurück. Soll also eine Mehrfachbelichtung mit mehr als zwei Teilbildern durchgeführt werden, muß sicherheitshalber der Hebel jedesmal neu in die entsprechende Stellung gebracht werden.
Neben dem Prisma befindet sich das Verschlußzeitenrad mit 18 Rastpositionen von 1/2000 bis 8 Sek., B und T-Stellung, X für die Synchronisation bei 1/80 Sek. und A für die Zeitautomatik. Nach Druck auf den Entriegelungsknopf in der Mitte des Zeitenrades kann man eine der manuellen Verschlußzeiten einstellen.
Deren exakte Einhaltung (natürlich auch im Automatik-Betrieb) wird durch einen Quarzoszillator gewährleistet, der mit einer Frequenz von genau 32.768 Hz (Schwingungen pro Sekunde) arbeitet, sobald Batterien in die Kamera eingelegt sind. Auf diese Quarzsteuerung kann man sich 100%ig verlassen, sie rechnet präzise: stellt man eine halbe Sekunde ein, wird dem Verschluß nach genau 16.384 Schwingungen der Befehl zum Schließen gegeben, und bei 1/2000 Sek. zählt der Oszillator stur seine 16 Schwingungen ab. Damit ist eine Präzision gewährleistet, die weit über dem liegt, was sich mit einer mechanischen Steuerung erreichen läßt. Auch die T-Stellung wird elektronisch ausgelöst, jedoch mechanisch gehalten - um bei extremen Langzeitaufnahmen den Stromverbrauch auf ein Minimum zu reduzieren. Die Stellung X auf dem Zeitenrad dient zur Verwendung mit solchen Elektronenblitzgeräten, die nicht in der Lage sind, die Nikon F3 automatisch auf die Synchronzeit einzustellen.
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